Biorasen – und ein 100% biologischer Aktivdünger. Ohne chemische Zusätze!
Interview mit HGK Gerald Aininger und Ing. Peter Schneider
Im Frühjahr 2014 wurde von dem geprüften Headgreenkeeper Gerald Aininger beschlossen, den Golfplatz MARIA TAFERL in NÖ ausschließlich mit den organischen Naturprodukten (Biorasen und Biodünger etc) zu betreuen.
Damit sollte erstmalig in Österreich versucht und demonstriert werden, dass es möglich ist, einen anspruchsvollen Golfplatz OHNE chemischen Dünger und OHNE chemische Spritzmittel erfolgreich zu Pflegen und einen Biorasen zu implementieren. Diesbezügliche Erfahrungen mit dem Biodünger gibt es schon seit einigen Jahren von der Landwirtschaft.
Gerald Aininger:
Wir betreuen den Platz bereits seit 4 Jahren und kennen die Eigenheiten daher bestens. Der Golfplatz liegt auf einem Plateau in ca. 440 m Seehöhe und wurde mit Quarzsand aus Melk und ohne Zusatzstoffe in der Rasentragschicht gebaut.
Geringe Niederschlagsmengen von nur ca. 350 mm pro Jahr, viel Wind, hügeliges Gelände und KEINE Wasserreserven oder Brunnen für ausreichende Bewässerung erschweren die Pflege des Biorasen. Durch häufige Platzregen werden die wasserlöslichen Nährstoffe schnell ausgewaschen .
Im Jahr 2013 hatte ich sehr mit Anthracnose, Schneeschimmel, Dollarspots, Sommerfusarium, Trockenflecken und Rotspitzigkeit zu kämpfen.
Die Aufwandsmenge an handelsüblichem Chemiedünger für Grüns u. Abschläge war etwa 16 – 20 Gramm N / m² und für Fairways 7 Gramm N / m². Die regelmäßig auftretenden Rasenkrankheiten habe ich mit den handelsüblichen PSM bekämpft – mit wechselndem Erfolg.
Peter Schneider:
Auf Grund der oben dargestellten Situation habe ich als Alternative vorgeschlagen, den Golfplatz mit ca. 5000m² Grünsfläche, 3500m² Abschlagsfläche und 8,5 ha Fairwayfläche mit 200 Gramm/ m² auf Grüns und Abschlägen, und Fairways mit ca. 100 Gramm Biodünger pro m² (1000 kg pro ha) zu düngen.
Weiters habe ich zusätzlich als Düngung und Resistenzaufbau Biodünger Flüssig(160 L), kombiniert mit biotauglichem Netzschwefel empfohlen.
Waren Sie damit zufrieden?
Gerald Aininger:
Nach anfänglicher Skepsis gegen diese Umstellung wurden wir vom Ergebnis überzeugt und sind heute sehr zufrieden. Außerdem ist es uns gelungen, einen Golfplatz rein nach ökologischen Gesichtspunkten zu pflegen.
In Zeiten, in denen das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtiger wird, konnten wir auch so ein Zeichen setzen und einen Biorasen implementieren.
Wir hatten im eigentlich regenreichen Jahr 2014 dennoch sehr wenig Niederschläge (einmal sogar 8 Wochen kein Wasser für die Grüns!) in Maria Taferl. Dadurch wurde das Gras ein wenig „gelb“ bzw. „braun“, was sich aber bereits mit einer geringen Wassermenge wieder rasch erholte und zu einem hervorragend zu spielenden Platz wurde.
Die Folge waren gute Grüns und weniger Mäharbeiten, da das typisches „Stoßwachstum“ ausblieb. Die Mitglieder und Spieler waren zufrieden.
Peter Schneider:
Und was wurde aus den vorher aufgetretenen Rasenkrankheiten?
Gerald Aininger:
Das Ergebnis war sensationell. Ich hatte erstmalig k e i n e Anthracnose, keine Dollarspots und fast keine Trockenflecken auf den Grüns! Der Schneeschimmel wurde deutlich weniger. Sommerfusarium war kaum sichtbar, so dass ich keinerlei PSM anwenden musste.
Auch die Fairways haben weniger Rotspitzigkeit aufgewiesen und waren grün, trotz der wenigen Niederschläge. Die natürliche Wasserhaltefähigkeit des Bodens scheint durch das organischen Dünger wesentlich besser geworden zu sein.
Außerdem habe ich den Rasenschnitt der Grüns mit dem Biodünger kompostiert, was zu einem sehr brauchbaren Zusatzdünger für die Fairways und Roughs geführt hat. Ich führe all diese positiven Effekte auf die starke Nährstoff wirkung der Huminstoffe in dem Biodünger zurück.
Um die Divots zu füllen, habe ich den Sand mit 20% Biodünger gemischt und beste Wirkungen für rasches Zuwachsen bemerkt.
Peter Schneider:
Wie oft haben Sie aerifiziert bzw. Topgedresst?
Gerald Aininger:
Topgedresst wurde alle 5 – 6 Wochen mit reinem Sand. Dieses Jahr werde ich den Sand vor dem Ausbringen gleich mit dem Biodünger mischen.
Aerifiziert habe ich 2-mal, 10-20 cm tief, vorher den Biodünger aufgebracht, dann Sand und danach wurde alles gemeinsam eingeschleppt. Das Ergebnis war, wie geschildert, sehr gut.
Peter Schneider:
Gab es Probleme mit Filz oder Moos?
Gerald Aininger:
Es gab einige hartnäckige Mooflecken. Die habe ich besonders behandelt. Mit vielen Einstichen und dem Biodünger extra, etwas dicker aufgetragen, erzielte ich gute Ergebnisse.
Das Moos wurde ausgedünnt und ist größtenteils verschwunden. Ebenso wurden auch insgesamt Probleme mit dem Rasenfilz wesentlich verbessert. Durch die aktive Mikrobiologie in dem Biodünger hat sich auch der Rasenfilz stark vermindert.
Wir haben mit Frau DI Clara Pogner vom AIT (Austrian Institute of Technology / Rasenmonitoring) ein fundiertes Begleitprogramm durchgeführt. Im Frühjahr und im Herbst wurde eine ausführliche Untersuchung der vorhandenen Schadpilze in der Rasentragschicht vorgenommen. Auch hier wurde aussagekräftig bestätigt, was wir am Platz erlebt und gesehen haben.
Peter Schneider:
Werden Sie mit diesen positiven Ergebnissen bei der Methode der ökologischen Golfplatzpflege bleiben?
Gerald Aininger:
Da wir trotz der schwierigen klimabedingten Voraussetzungen in Maria Taferl wirklich erfreuliche Ergebnisse erzielen konnten, werden wir bestimmt weiter mit dem Biodünger arbeiten. Meine anfängliche Skepsis ist verschwunden und ich möchte gerne mit dieser umweltfreundlichen Methode weiterarbeiten.
Sollte dennoch einmal ein „Akut fall“ auftreten, haben wir immer noch die Möglichkeit, eine kurzfristige „chemische“ Symptom-Behandlung durchzuführen. Bisher mussten wir aber von dieser „Sicherheitsvariante“ keinen Gebrauch machen.
Dieses Jahr werden wir die ökologische Golfplatzpflege in Maria Taferl fortsetzen, da mich sowohl die positiven Ergebnisse, als auch die Umweltverträglichkeit dieses Konzepts überzeugen konnten.
Peter Schneider:
Danke für das erfreuliche Gespräch und die gute Zusammenarbeit!